Die Liebe: Novelle
9781465663559
213 pages
Library of Alexandria
Overview
Aber ihr letztes Ziel wirkt die Liebe, die da stark ist wie der Tod. Und das ist, daß der Mensch auch auf sein ewiges Leben Verzicht leistet und auf alles, was er von Gott und seinen Gaben dereinst empfangen könnte. Magister Ekkehart »Fortis est ut mors dilectio« »Ich liebe dich.« »Ich liebe dich.« Durch einen Regen verklärter Tränen brechen ihre Blicke und finden sich – ein schimmernder Bogen – Gesicht bindend an Gesicht. »Dies – daß es sein kann –« »Daß es nicht sein konnte!« Worte gehen nicht gerade, aufrechte Boten schwebenden Herzschlags von einem zur andern, Worte schwanken, taumeln, sind Mantel um den nackten Gedanken, in den der Sturm fährt, ihn bauscht und knittert, und der Gedanke ist ein strahlender Gott. Worte sind Hall zwischen Himmel und Hölle, Ruf und Gegenruf zwischen dem Wächter unten und oben und die erdämmernde Nacht dröhnt leise von den Rufen der Engel. Der Mann: »Irre – Suchen – immer nur dich –« Die Frau: »Nie gesucht. Seligkeit, gefunden zu werden, sich finden lassen. Ich wußte, wußte, daß du mich finden würdest. O Warten – Jahre des Wartens –! Du warst noch weit, aber manchmal in Nächten fühlte dich näher nahen. Gläser klirrten von deinem entfernten Schritt, Kerze flackerte in deines entfernten Atems Wind und im Schlagen der Uhr metallen donnernd dein Herzschlag. Unendliche Nächte. Ich, geborgen in der Wärme meines Bettes, fliederfarbenes Dunkel leichter Decke über mir, warmer, süßer Schlaf meine Stirne umwehend –. Da wollte ich mir dich verdienen, opfern – Gott und dir – ein paar Schritte dir entgegenkommen auf deinem noch so weiten Weg. Und stand auf, tief in der Nacht, ging mit bloßen Füßen sechs Schritte neben dem Teppich über die kalten Parketten bis zur Türe. Und konnte nun erst schlafen. Lachst du? Geliebter.«