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Unsere Hochzeitsreise in die Urwälder von Kamerun

Jenny Neralc

9781465655639
188 pages
Library of Alexandria
Overview
Kamerun! Allein das Wort hatte stets einen faszinierenden Reiz auf mich ausgeübt. Von allen fremden Ländern war es stets der schwarze Erdteil, der mich am meisten anzog und von diesem wiederum Kamerun. Schon als Kind verschlang ich alle sich darauf beziehenden Reisebeschreibungen und sah ich – als Hamburgerin – Dampfer der Woermannlinie nach Kamerun ausreisen, was ich mir nicht oft entgehen ließ, konnte ich mich oft eines Tränenstromes nicht enthalten, sodaß manch' lächelnder Blick der am Kai versammelten Menschen das kleine, dicke Mädel traf, dessen Kummer allen unverständlich war. Nie hätte ich geglaubt, daß sich mein glühender Wunsch noch dermaleinst verwirklichen würde; doch das Schicksal meinte es gut mit mir, indem es mir in meinem Lebensgefährten einen Mann zuführte, der bereits 5 Jahre Kamerun bereist, eine tiefe Liebe für dieses schöne Land empfand. Er verstand und würdigte meine Sehnsucht und überglücklich war ich, als er mir als Hochzeitsgabe eine Reise nach Kamerun versprach. Welch' herrlicher Gedanke! An der Seite des geliebten Mannes das Land meiner Sehnsucht aufzusuchen und kennen zu lernen. Wie dankbar war ich ihm für seine Güte, die mir diese herrlichste aller Hochzeitsgaben bescherte. Drei Tage nach unserer Trauung in Dresden fuhren wir am 7. September nach Hamburg. Ein gemütlicher Abend hielt uns bei lieben Freunden fest, wo unsere Abreise weidlich begossen wurde. Spät trennten wir uns, begleitet von guten Wünschen der Freunde, doch lange konnte ich keinen Schlaf finden, denn in unregelmäßigen Zwischenräumen drang das Heulen der Sirenen in unser Hotelzimmer und erneuerte immer wieder das wunderselige, wonnige Gefühl: »Morgen, morgen gehts hinaus in die weite, herrliche Welt!« Am andern Abend um 10 Uhr begaben wir uns an Bord. Am Morgen des nächsten Tages um 7 Uhr wurden die Taue vom Kai gelöst und langsam fuhren wir, von einem Schlepper gezogen, unter den heiter-wehmütigen Klängen des hübschen, uralten Liedes: »Muß i denn, muß i denn zum Städtelein hinaus« und dem Hurrarufen und Tücherschwenken der am Kai Stehenden, aus dem Hafen hinaus, die Elbe hinunter. Das eben erwachende Blankenese, mit seinen schmucken, in Grün gebetteten, Wohlstand verratenden Villen und dem stolzen Süllberg sandte uns in lachender Morgensonne seine Abschiedsgrüße zu und weiter gings, an den blühenden Elbhügeln entlang, dem offenen Meere zu. Ein buntes Leben und Treiben entwickelte sich vor unseren Augen in der Elbmündung, denn unzählige kleine Küstendampfer und Fischkutter steuerten, geschickt manöverierend, unter Volldampf ihrem Ziele zu. Nachdem wir die Feuerschiffe passiert hatten, fuhren wir mit halber Kraft in die Nordsee ein. Unser Schiff begann jetzt unter den leichten Wellen der Nordsee etwas zu stampfen, doch, als geborene Hamburgerin des Seereisens von einigen Überfahrten nach Helgoland und Dänemark nicht ganz ungewöhnt, machte mir die stampfende Bewegung des Schiffes viel Vergnügen.