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Der kleine Ritter (Herr Wolodyjowski): Historischer Roman

9781465675484
213 pages
Library of Alexandria
Overview
Nach dem ungarischen Kriege, nach welchem die Trauung des Herrn Andreas Kmiziz mit Fräulein Alexandra Billewitsch stattgefunden hatte, sollte auch der nicht minder berühmte und um die Republik ebenso verdiente Ritter Herr Georg Michael Wolodyjowski mit Fräulein Anna Borschobohata-Krasienska in die Ehe treten. Aber es stellten sich mancherlei Hindernisse und Schwierigkeiten ein, welche die Sache verzögerten. Fräulein Borschobohata war ein Zögling der Fürstin Jeremias Wischniowiezka, ohne deren Zustimmung sie keineswegs in die Verbindung einwilligen wollte. So mußte Herr Michael wegen der unruhigen Zeiten die Braut in Wodockt lassen und selbst nach Samoschtsch reisen, um die Erlaubnis und den Segen der Fürstin einzuholen. Aber es leuchtete ihm kein günstiger Stern, denn er traf die Fürstin in Samoschtsch nicht an; sie war wegen der Erziehung ihres Knaben nach Wien an den kaiserlichen Hof gereist. Der geduldige Ritter folgte ihr auch nach Wien, obwohl ihm das eine tüchtige Spanne Zeit raubte. Dort erledigte er glücklich seine Angelegenheiten und kehrte frohen Mutes ins Vaterland zurück. Aber die Zustände, die er zu Hause antraf, waren schlecht; das Heer wurde zusammenberufen, in der Ukraine dauerten die Unruhen fort — im Osten war der Brand noch nicht erloschen. Man hatte neue Truppen zusammengezogen, um die Grenzen einigermaßen zu schützen. Ehe also Herr Michael auf seiner Heimreise nach Warschau gelangt war, hatte ihn das Aufgebot getroffen, welches im Auftrag des Wojewoden von Reußen auf seinen Namen ausgestellt war. Da er der Ansicht war, daß dem Vaterland der Vorrang vor persönlichen Dingen gebühre, ließ er den Gedanken an eine schleunige Hochzeit fallen und zog nach der Ukraine. Viele Jahre verbrachte er dort in Kriegsarbeit und hatte kaum von Zeit zu Zeit Gelegenheit, an das sehnsüchtig harrende Mädchen zu schreiben, denn er lebte beständig im Feuer, in unsäglichen Mühen und Arbeiten. Dann ging er als Abgesandter in die Krim, später kam der unglückliche Bürgerkrieg mit Herrn Lubomirski, in welchem er auf seiten des Königs gegen jenen Nichtswürdigen und Landesverräter kämpfte; dann wieder zog er unter Sobieski in die Ukraine. Sein Ruf wuchs durch diese Taten so, daß man ihn allgemein für den ersten Krieger der Republik ansah; aber — seine Jahre flossen ihm in Sorge, in Seufzern und Sehnsucht hin. Endlich kam das Jahr 1668. Da wurde er auf Befehl des Herrn Burgvogts auf Urlaub geschickt, und er fuhr mit dem Anfang des Sommers zu seiner lieben Braut, holte sie von Wodockt und eilte mit ihr nach Krakau.