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Reisen durch die Inselwelt der Südsee

9781465673312
213 pages
Library of Alexandria
Overview
Tief im Süden des Indischen Ozeans, auf jenen Breiten, wo der weite Weg nach Australien durch die Kugelform unserer Erde verkürzt wird und meistens günstige, westliche Winde die Fahrt eines Schiffes beschleunigen, zog im Jahre 1884 einsam ein deutsches Barkschiff seines Weges dem fernen Ziele entgegen. Monde waren hingegangen, ehe mit Hülfe wechselnder Winde der Atlantische Ozean von Nord bis Süd durchzogen war; die Hälfte des nahezu 14000 Seemeilen langen Weges, von der deutschen Küste bis zu den Gestaden Australiens, war ungefähr zurückgelegt, als der Längengrad vom Kap der guten Hoffnung 18° 29' Ost von Greenwich auf etwa 44° Süd Breite passirt wurde und das schöne Passatwetter, das bis zu der Insel Tristan d'Acunha vorherrschend gewesen, überging zu kühlerem und unfreundlicherem. Der Winter war auf der südlichen Halbkugel hereingebrochen; je tiefer südlich das Schiff vor umlaufenden westlichen Winden lief, desto kälter, ungemüthlicher wurde das Wetter. Hohe schaumgekrönte Wogen, die zischend längs den Borden des in bewegter See schwer rollenden Schiffes aufliefen und im wilden Wettlauf dieses überholten, fegten, vom Winde gepeitscht, ihren Gischt über das Deck. Kurz waren die Tage und nur selten blickten aus dem drohenden Gewölk, wenn es plötzlich zerrissen erschien, ein belebender Sonnenstrahl; die tiefe Bläue des Himmelsgewölbes Tage und Tage lang nicht gesehen, war dann für den einsam auf dem Weltmeer Hinziehenden ein Hoffnungsschimmer. Endlos scheint der Ozean, kein Schiff, kein Segel auf der weiten, wildbewegten Wasserwüste ist zu entdecken, ebenso einsam scheint der gewaltige Meerbewohner, der Walfisch, durch die Fluthen zu ziehen, der von Zeit zu Zeit die warme Athemluft aus seinem einfachen oder doppelten Spritzloch hervorstößt, um darauf, so lange es ihm an der Oberfläche gefällt, wieder frische Luft in die Lungen einzuziehen. In der kälteren Atmosphäre verdichtet sich die ausgestoßene feuchte Athemluft und bleibt um so länger sichtbar, je kälter die Temperatur auf der Oberfläche des Meeres ist. Mächtige Thiere sind es, in den sich überstürzenden Wogen kaum sichtbar, ihre Größe läßt sich nur ungefähr schätzen, wenn kurz nach dem Sichtbarwerden des Wasserdampfes das Thier in die Tiefe schießt und über die Wogenkämme emporragend, der Schwanz durch die Fluthen peitscht. Die Habsucht des Menschen hat in wenigen Jahrzehnten ungezählte Schaaren dieser nützlichen Thiergattung vernichtet, selten findet man heute noch eine Anzahl der mächtigen Thiere beisammen, die einsam über die gewaltige Meerestiefe hinziehen, welche einst von Abertausenden belebt war, denen sie reiche Nahrung geboten.