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Die Medizin, Nachttänze der Indianer, Mein Roman »Das Totenschiff«

9781465668349
213 pages
Library of Alexandria
Overview
Es war in einem kleinen Indianerdorfe. In seinem Bezirke hatte ich eine kleine Farm gepachtet, auf der ich Baumwolle pflanzte. Das Haus auf jener Farm war bei der letzten Revolution eingeäschert worden. Ich wohnte deshalb in einer schlichten Hütte im Dorfe. Da ich in der ganzen weiten Gegend der einzige Weiße war, kannten mich alle Indianer auf dreißig Meilen im Umkreise. Die Indianer dort können weder lesen noch schreiben, und alles, was über zwanzig ist (alle Finger und alle Zehen), das ist »Mil« oder Tausend. Aber was Tausend ist, wieviel es ist und wie es sich in die Welt der Begriffe einordnet, dafür fehlt dem Indianer jedes Verständnis. Aber ich konnte eine Zeitung lesen, hatte ein paar alte Schmöker, einige amerikanische Zeitschriften, konnte Briefe schreiben und lesen, und ich bekam sogar Briefe aus einem Lande, das sicher auf der andern Seite des Mondes liegen mußte. Kein Wunder, daß ich als ein gelehrter Mann angesehen wurde, dem kein Geheimnis der Welt verborgen ist. Manchmal hat das seine guten Seiten. Ebensooft aber auch hat es Nachteile, die keineswegs angenehm sind. Von den zahlreichen Abenteuern, in die ich dadurch, daß die Eingeborenen an meine unfehlbare Weisheit glaubten, verwickelt wurde, möchte ich hier eines erzählen. Ich kam eines Nachmittags auf meinem treuen Esel heimgeritten, als ich vor dem Stacheldrahtzaun, der den Platz um meine Hütte einfriedigte, einen Indianer hocken sah. Ich kannte ihn nicht, weil er aus einem andern Dorfe war. Wie die Mehrzahl der Indianer war er bitterarm und völlig zerlumpt. Er begrüßte mich sehr höflich und wartete, bis ich abgestiegen war. Dann begann er sofort zu erzählen. In einem wirren Durcheinander redete er auf mich ein. Je weiter er in seiner Geschichte kam, desto mehr ging sie ihm selbst zu Herzen, bis er endlich zu weinen anfing und seine Erzählung vor lautem Schluchzen abgebrochen werden mußte. Im Verlaufe seiner Rede hatte er mir das, was er mir sagen wollte, etwa zwanzigmal wiederholt. Immer mit den gleichen wenigen Worten, die in schreiendem Weinkrampf endeten.