Title Thumbnail

Die Gotischen Zimmer

9781465642042
311 pages
Library of Alexandria
Overview
Das elektrische Licht in den Gotischen Zimmern flammte auf, und Kellner legten die letzte Hand an eine Tafel. Zwei Herren im Frack traten im selben Moment ein und prüften mit einem Blick die Anordnungen, die ihrer Aufsicht zu unterstehen schienen. »Du warst nicht gerade gestern hier!« sagte der eine von den Arrangeuren, der Architekt Kurt Borg, ein Neffe des Doktor Borg, der der Schreckliche genannt wurde. »Nein,« antwortete der Maler Sellén, »ich bin seit fünfzehn Jahren nicht hier gewesen, seit ich damals im Roten Zimmer saß und mit Arvid Falk, Olle Montanus und den andern philosophierte. Kannst du als Architekt einen Riß von unserm alten Zimmer geben?« Der Architekt, der schon öfter hier gewesen war, schritt auf dem Plüschteppich ein Trapez ab und beschrieb die alte Szenerie. »Ja, ich sage es ja,« meinte Sellén, »die Zeiten ändern sich, aber wir bleiben uns gleich.« Er deutete auf die ergrauenden Schläfen und fuhr fort: »Arvid Falk, ja; er ist zusammengebrochen, wie es zu erwarten war; lebt er noch?« »Ja, er lebt gemordet, wie sie kürzlich unsern Syrach gemordet haben, den Rembrandtsohn, unsern besten Mann, den Antesignani, der vor der Linie fiel.« »Und mit diesen Mördern sollen wir heute abend zusammen sein?« »Ja, siehst du, das Fest wird doch dem Norweger zu Ehren veranstaltet, und man kann seine alten Freunde aus Paris und Rom nicht ausschließen!« »Nein, natürlich nicht; aber wenn Onkel Borg herkommt, dann gibt es vielleicht Streit.« »Das schlimmste ist, daß Lage Lang, unser Norweger, glaubt, es wird ein Versöhnungsfest werden. Glaubst du an eine Versöhnung?« »Nein,« antwortete Sellén bestimmt. »Wir haben es versucht, aber es geht nicht. Lundell zum Beispiel hat den Ruf an die Akademie angenommen, um von innen die Tore der Festung zu öffnen, um zu reformieren und Frieden zu stiften; aber dann wurde er eingeschlossen, und jetzt malt er wie die Professoren. Nein, trau ihnen nicht! Sie sagen nur: Komm zu mir, werde wie wir; komm, dann kriegst du den Wasaorden, wenn wir Kommandeure sind; komm und begib dich in unsere Hut, dann sind wir über dir! – Nein, danke, lieber draußen, lieber unten auf der Straße und Landstreicher sein! Erinnerst du dich noch an Lasses Lied aus der Kneipe in Paris?«